Wintervorzelte richtig aufbauen
Kaufberatung
Wintervorzelte richtig aufbauen
Wer sich zum Wintercamping entschließt, kommt um ein Vorzelt für sein Wohnmobil oder seinen Wohnwagen nicht herum. Dabei stoßen normale Sommerzelte schnell an ihre Grenzen. Doch es gibt Vorzelte, die speziell für den Wintereinsatz konzipiert sind. In diesem Ratgeber erklären wir, was man beim Einsatz beachten muss und wie das Vorzelt richtig aufgebaut wird.
Vorzelte sind auch im Winter eine praktische Sache, da man damit den verfügbaren Wohnraum des Fahrzeugs schnell und einfach vergrößern kann. Zunächst stellt sich die Frage nach dem richtigen Zelt für die kalten Jahreszeit. Vorzelte für den Sommer sind nicht unbedingt für den Einsatz im Winter ausgelegt, da sie bei starkem Schneefall unter der Last zusammenbrechen können.
In Regionen mit wenig Schnee braucht man sich darüber nicht unbedingt den Kopf zu zerbrechen. Hier kann man auch im Winter durchaus ein normales Vorzelt für den Sommer verwenden. Fährt man hingegen zum Wintercamping in Regionen, in denen es häufig schneit, zum Beispiel in die Alpen, empfiehlt sich der Einsatz eines speziellen Wintervorzelts.
Das sollte ein Vorzelt beim Wintercamping können
Wintervorzelte gibt es in den unterschiedlichsten Qualitäts- und Preisklassen. Sie sind häufig kleiner als normale Vorzelte und haben meist ein steileres Dach, damit der Schnee besser abrutschen kann. Um das für dich richtige Zelt zu finden, sollte man sich zunächst drei Fragen stellen:
- Soll das Vorzelt nur eine Wetterschleuse sein und den Zugang zum Wohnmobil schützen?
- Will man darin Ausrüstung und Sportgerät lagern oder den Wohnraum erweitern? Vom jeweiligen Verwendungszweck hängt die Größe des Zeltes ab.
- Wird das Vorzelt nur wenige Tage während deines Urlaubs genutzt oder soll es auch längere Zeit unbeaufsichtigt stehen? In letzterem Fall müssen Zelt und Gestänge deutlich stabiler sein.
Grundsätzlich gilt: Wintervorzelte müssen sowohl starkem Wind als auch hohen Schneelasten trotzen. Sie sind deshalb in der Regel aus deutlich schwererem Material als Sommervorzelte gefertigt und – mit Ausnahme von Luftzelten – mit einem Stahlgestänge ausgestattet. Meist handelt es sich um Teilzelte mit stark geneigtem Pultdach.
Tipp: Bei der Wahl des Zeltes sollte man darauf achten, dass sich die Fahrzeugtür trotz der Dachschräge des Vorzelts problemlos öffnen lässt und die Seitenwände des Vorzelts möglichst keine Fenster und Fahrzeugklappen blockieren.
Vor dem ersten Einsatz des Wintervorzelts
Ist das Vorzelt gekauft, sollte man den Inhalt der Packtaschen zunächst auf die Vollzähligkeit aller Einzelteile prüfen. Bei dieser Gelegenheit markiert man am besten auch gleich sämtliche Gestängeteile eindeutig, zum Beispiel mit einem farbigem Isolierband.
Ist alles vollständig und markiert, erfolgt idealerweise ein erster Probe-Aufbau. Diesen macht man entweder am Abstellplatz des Fahrzeugs oder im Rahmen einer kleinen Wochenendtour. Der erste Aufbau eines neuen Winterzelts sollte ohne Zeitdruck bei Tageslicht und gutem Wetter erfolgen. Das geht deutlich einfacher vonstatten als bei kaltem, feuchtem Winterwetter und einsetzender Dunkelheit.
Dieses Zubehör braucht‘s zum Aufbau
Bevor wir zum Aufbau am Beispiel des Vorzeltes kommen, noch einige Anmerkungen zum erforderlichen Werkzeug und Zubehör.
- Heringe
Die im Sommer häufig genutzten Kunststoff- und Blechheringe sind im Winter aufgrund des tiefgefrorenen und deshalb extrem harten Bodens meist nicht zu gebrauchen. Manche Kunststoffheringe neigen bei tiefen Temperaturen auch zum Brechen. Gut geeignet sind hingegen T-Eisen-Heringe in 20 und 40 cm Länge sowie Felsbodenheringe oder Felsbodennägel. Alternativ kann man auch entsprechend lange Tellerkopfschrauben aus dem Baumarkt nutzen. - Hammer und Akkuschrauber
Für die T-Eisen-Heringe empfehlen wir einen 5kg-Fäustel und für die Felsbodennägel einen Zimmermannshammer. Dieser leistet auch gute Dienste beim Entfernen der Heringe! Man dreht die Schrauben am einfachsten mit einem Akkuschrauber in den Boden. Ist der Boden extrem hart, kann man mit dem Akkuschrauber die Löcher für die Heringe auch vorbohren. - Gestängespanner
Das Spannen des Gestänges erfolgt am einfachsten mit einem Gestängespanner. Aber Vorsicht: Mit einem guten Gestängespanner übt man schnell mehr Kraft aus als die Haut und die Nähte des Vorzeltes vertragen. - Universal-Steckschlüssel
Hat das Gestänge kein Schnellspannsystem (z.B. Power Grip), ist die Anschaffung eines Flügelmutterschlüssels oder Universal-Steckschlüssels empfehlenswert. Damit kann man die Herzschrauben am Gestänge gut festziehen und auch wieder leicht lösen. - Tipp: Zum Einkedern der Plane am Dach empfiehlt sich, einen Tritt oder eine Leiter zu verwenden. Damit erreicht man bequem die Kederleiste des Fahrzeugs in Dachhöhe.
Vorzelt für Wintercamping aufbauen: Schritt für Schritt erklärt
Hat man das komplette Zubehör beisammen und alle Vorbereitungen beendet, geht es an den Aufbau deines Wintervorzelts.
Plane einkedern
Zunächst trennt man, wenn möglich, alle Seitenteile und Vorderwände vom Dach, bevor man es in die Kederleiste einfädelt. Sollte sich der Keder des Vorzelts nur schwer in der Kederleiste bewegen lassen, hilft es, wenn man die Schiene vorher mit einer Kederbürste reinigt und mit etwas Silikonspray einsprüht.
Das Einkedern geht zu zweit leichter. Eine Person fädelt den Vorzeltkeder an der aufgeweiteten Stelle der Kederleiste ein, die zweite Person zieht das Zelt langsam am Keder durch die Kederschiene. An stärkeren Krümmungen der Kederleiste ist es hilfreich, das Vorzelt von unten durch Hochhalten zu entlasten. Dann zieht man das Vorzeltdach bis zur gewünschten Position.
Gestänge aufbauen
Nun kommt das Gestänge an die Reihe. Als Erstes sortiert man und legt es griffbereit aus. In unserem Beispiel gehen wir davon aus, dass das Vorzelt drei Stützfüße hat. Hat es nur zwei Stützfüße, fängt man direkt mit einem der Eckstützfüße an.
Als Erstes stellt man den mittleren Stützfuß auf. Danach kommen die Eckstützfüße. Die Ecken werden in der Regel mittels Stangen mit dem mittleren Stützfuß verbunden. Diese Stangen werden meist durch Schlaufen am Vorzeltdach geführt. Anschließend werden erst die mittlere, dann die seitlichen Dachhakenstangen montiert. Das Gestänge wird zu diesen Zeitpunkt noch nicht komplett ausgespannt.
Jetzt montiert man alle Vorderwände und die Seitenteile. Danach stellt man alle Stützfüße senkrecht und justiert ihre Höhe so, dass die Fensterlinie des Zeltes bzw. eine Naht oder etwas ähnliches waagerecht verläuft und der Faulstreifen am Boden aufliegt.
Andruckstangen montieren
Als nächster Schritt folgt die Montage der Andruckstangen. Mit diesen sollen die Dichtpolster der Seitenwände möglichst fest an die Wand des Fahrzeugs gedrückt werden, um so Zugluft und Nässeeinbrüche zu verhindern. Hierzu sind gerade Stangen nur bedingt geeignet. Besser sind Stangen, die am oberen Ende gebogen sind.
Tipp: Sollte die Seitenwand des Vorzeltes über ein Fenster gehen, kann man bei vielen Zelten das Andruckpolster in diesem Bereich entfernen.
Seitenwände fixieren
Jetzt werden die Seitenwände im Bereich der Andruckstangen mit den ersten Heringen am Boden fixiert. Die seitlichen Stützfüße werden innerhalb des Vorzeltes so nach außen gedrückt, dass sowohl die Vorderwand als auch die Seitenwände leicht gespannt sind und der Reißverschluss an der Tür noch leichtgängig ist. Im Idealfall verlaufen die seitlichen Stützfüße nun parallel zu einer senkrechten Naht des Vorzeltes.
Heringe einschlagen
Wenn die Seitenwände am Boden fixiert sind, spannt man das Gestänge auf und schlägt anschließend alle Heringe ein. Hat das Vorzelt Gestänge gestützte Dachüberstände und/oder Zusatzgestänge werden diese Teile nun montiert. Jetzt nur noch an der Spitze aller Stützfüße Sturmleinen montieren, diese mit möglichst langen Heringen am Boden fixieren und fertig ist der Aufbau.
Fünf Praxis-Tipps für Wintervorzelte
Der Aufbau ist geschafft, das Vorzelt steht. Der Winterurlaub beginnt. Damit Urlaubsfreude nicht getrübt wird, haben wir hier noch fünf nützliche Tipps zur richtigen Verwendung des Wintervorzelts.
Pfützen vermeiden
Während der Nutzung des Wintervorzelts wird man schnell bemerken, dass das Vorzeltdach durch die Temperaturunterschiede innen extrem nass werden kann. Das Kondenswasser kann so stark tropfen, dass sich am Boden richtige Pfützen bilden. Das kann verhindert werden, indem man einen Zelthimmel anbringt. Den bekommt man bei seinem Fachhändler oder man macht ihn aus einem Baumwoll-Bettlaken einfach selbst.
Bodenbelag verwenden
Bei schönstem Winterwetter wird es im Vorzelt durch die Sonneneinstrahlung wohlig warm. Steht es auf verschneitem Boden, wird der Schnee an der Oberfläche tauen und in der Nacht wieder gefrieren. Dadurch kann die Oberfläche extrem glatt werden. Abhilfe schafft hier ein Bodenbelag wie zum Beispiel der IsabellaFloor.
Regelmäßig Schnee räumen
Bei starkem Schneefall kann es sein, dass sich der Schnee trotz der schrägen Dachform des Vorzelts auf dem Dach ansammelt. 50 cm hoher gebundener Neuschnee wiegt pro Quadratmeter bis zu 100 kg! Da kommt man um das Räumen des Dachs nicht herum. Perfekt geeignet hierfür sind teleskopierbare Dachschneeräumer.
Wintervorzelt richtig abbauen
Nachdem man seinen Urlaub genossen hat, geht es vor der Heimreise an den Abbau des Vorzeltes. Dieser erfolgt in umgekehrter Reihenfolge des Aufbaus. Hat es viel geschneit, wird das Vorzelt allerdings ziemlich nass sein. Damit nicht die gesamte Heckgarage verschmutzt und nass wird, ist es empfehlenswert, dass Vorzelt in wasserdichte Taschen oder Plastiksäcke zu verstauen.
Wichtig: Zuhause das Vorzelt sofort auspacken, säubern und trocknen lassen. Sonst gibt es beim nächsten Aufbau böse Überraschungen durch Stockflecken.
Gefrorene Heringe lösen
Sollten die Heringe oder der Zeltboden festgefroren sein, hilft es, diese mit warmem Wasser zu übergießen und einen Augenblick zu warten.
Wer diese Tipps beachtet, hat lange Freude an seinem Wintervorzelt.
Text: Holger Raatz, PinCamp, Volker Ammann, Titelbild: © Volker Ammann mit Unterstützung durch KI, Produktfotos: ©Werkfotos Camping-Kaufhaus by Intercaravaning
Wir bedanken uns bei Holger Raatz und Pincamp für die freundliche Unterstützung. Auf www.pincamp.de finden Sie den richtigen Campingplatz an Ihrem Urlaubsort und können ihn auch gleich buchen.
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