Lübeck – Nordische Schönheit mit Stil
Städtereise
Lübeck – Nordische Schönheit mit Stil
Die verborgene Welt der Gänge und Höfe, stolze Kaufmannshäuser, das weltberühmte Holstentor und die sieben Türme der Hansestadt Lübeck sind einzigartig. Die „Königin der Hanse“ ist ein faszinierendes Reiseziel und verspricht Liebhaber von Kultur, Geschichte und maritimer Lebensart wahre Glücksmomente. Die Kirchen der Backsteingotik, die vielfältige Museumslandschaft, der romantische Malerwinkel und der Niederegger-Marzipansalon sind nur einige der Ziele, die sich zu besuchen lohnt.
Die sieben Türme Lübecks prägen die Stadtsilhouette mehr als alles andere Von vielen Generationen wurden sie Backstein um Backstein erbaut. Heute werden sie geliebt, bewundert und bestaunt. Die fünf Hauptkirchen auf der Altstadtinsel sind Zeitzeugen gelebter Geschichte.
Geborgen in der historischen Bausubstanz finden sich in den Lübecker Museen auf der Altstadtinsel echte Museumsschätze. Zum Thema Hanse lädt das Europäische Hansemuseum zu einer spannenden Zeitreise durch 600 Jahre Hansegeschichte ein. Die Museen beteiligen sich jedes Jahr im Mai am „Internationalen Museumstag“.
Lübeck ist auch stolz auf seine drei Nobelpreisträger: Thomas Mann, Willy Brandt und Günter Grass. Der Schriftsteller Thomas Mann wurde im Jahr 1875 hier geboren und lebte bis zu seinem 23. Lebensjahr in der Stadt an der Trave. Der in Lübeck 1913 geborene Politiker Willy Brandt verlebte ebenfalls seine prägenden Jugendjahre in der Hansestadt, während der Schriftsteller Günter Grass als 68jähriger nach Lübeck zog – auch um Thomas Mann und Willy Brandt „nahe zu sein“, wie er einmal sagte.
Das Seebad Travemünde lockt nur einen Katzensprung von der Lübecker Altstadt entfernt mit seinen „dicken Pötten“, feinem Ostseestrand und dem wohl schönsten Segelrevier der Welt. Die Stadt lädt zu entspannten und erlebnisreichen Urlaubstagen am Meer ein und lockt mit erfrischendem Badespaß, historischer Seebadkulisse, Schiffe-gucken im Hafen und Flanieren auf dem neuen Promenadenrundlauf. Unser Tipp: Ein Besuch des ältesten Leuchtturms Deutschlands und der legendären Viermastbark „Passat“.
Lübeck wurde im Jahre 1143 als erste „abendländische Stadt an der Ostseeküste“ gegründet und hat einen exemplarischen Charakter für die hansische Städtefamilie im Ostseeraum. Mittelalterliches Ambiente und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten bestimmen noch heute das Stadtbild und erinnern an die große Vergangenheit als freie Reichs- und Hansestadt. Die vom Wasser umschlossene Altstadtinsel mit dem historischen Stadtkern ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der Backsteingotik. Der von der UNESCO seit 1987 geschützte Bereich bezieht die wichtigsten Bauwerke Lübecks ein: den Baukomplex des Rathauses, das Burgkloster, den Koberg – ein vollständig erhaltenes Viertel des späten 13. Jahrhundert – mit Jakobikirche, Heiligen-Geist-Hospital und den Baublöcken zwischen Glockengießer- und Aegidienstraße, das Viertel der Patrizierhäuser des 15. und 16. Jahrhundert zwischen Petrikirche und Dom, das Holstentor und die Salzspeicher am linken Traveufer. Wo sich einst das historische Gründungsviertel aus dem 12. Jahrhundert befand, das in der Bombennacht zu Palmarum 1942 zu großen Teilen zerstört wurde, entstehen zurzeit moderne Stadthäuser auf alten Mauern und Originalgrundrissen.
Wir parken unser Wohnmobil Zentrumsnah auf dem Wohnmobilstellplatz an den Media Docks, laufen in fünf Minuten zum Holstentor und starten dort unseren Stadtrundgang.
Das Holstentor, das Wahrzeichen der Hansestadt Lübeck, ist das wohl bekannteste und bedeutendste erhaltene Stadttor des Spätmittelalters in Deutschland. Es wurde zwischen 1464 und 1478 von dem Lübecker Ratsbaumeister Hinrich Helmstede im Zuge einer Modernisierung der Befestigungsanlagen an der Traveseite erbaut. Einst lag es wie ein Brückenkopf vor der Stadt. 30 Geschütze fanden darin Platz, aus denen jedoch nie ein Schuss abgefeuert wurde.
Das Holstentor mit seinen bis zu 3,50 Meter dicken Mauern hat eine wechselvolle Geschichte. Es steht auf einer sieben Meter hohen Aufschüttung, unter der sich etwa sechs Meter Moor und Torf befanden. Schon während der Bauzeit sank der Südturm ab, das Tor neigte sich nach Westen. Der Boden gab im Laufe der Jahrhunderte immer weiter nach, so dass die untersten Schießscharten heute zum Teil mehr als einen halben Meter unter der Erdoberfläche liegen. Im 16. Jahrhundert wurde die Errichtung einer Bastion vor dem Tor notwendig, um die Verteidigungsanlage zu verstärken. Der Durchgang der Bastion erhielt ein prächtiges Vortor im Stil der Spätrenaissance, nur 15 Meter vor dem Haupttor. Dieses Vortor, eines der schönsten Bauwerke Lübecks, wurde 1853 abgerissen. Die Stadt baute unmittelbar vor dem Holstentor ihren ersten Bahnhof, der bis 1908 bestand. Nach langjähriger Diskussion um das inzwischen zur Ruine verfallene Holstentor setzte ein Gesinnungswandel ein. Im Jahr 1863 lehnte die Lübecker Bürgerschaft mit einer Stimme Mehrheit den Antrag ab, das Tor abzureißen.
Vom Holstentor schlendern wir entlang der Trave zu den Salzspeichern. Sie wurden in den Jahren zwischen 1579 und 1745 erbaut. Sie sind eine Gruppe von Lagerhäusern im Stil der Backsteinrenaissance und stehen an der Lübecker Obertrave. Bis 1839 war der dem Holstentor nächst gelegene Speicher im Eigentum der „Saline Oldesloe“. Hierauf weist ein Relief im Klinker der Fassade hin.
Ursprünglich dienten die Speichergebäude der Lagerung des aus Lüneburg über die Alte Salzstraße herangebrachten Salzes. Dieses Salz wurde von Lübeck als Grundlage seines damaligen Reichtums nach Skandinavien ausgeführt. Vornehmlich wurde das Salz zum Konservieren von in Norwegen und Schonen gefangenen Fisch benötigt und ermöglichte so den Heringshandel als Fastenspeise mit dem Binnenland. Die Lage an der ältesten Lübecker Brücke, die sogenannte Holstentorbrücke markierte im Mittelalter die Grenze zwischen Seehafen und Binnenhafen.
Vom Holstentor aus gehen wir Richtung Marktplatz, wo das imposante Lübecker Rathaus steht. Der Bau des Lübecker Rathauses begann im Jahre 1230, kurz nach der Verleihung der Reichsfreiheit und im Laufe der Jahre wurde es immer wieder verändert und erweitert. Dies erklärt die verschiedenen Baustile und Teile. Die Fertigstellung erfolgte 1308. Noch heute erfüllt es seine Aufgabe als Sitz der Verwaltung, Tagungsort der Bürgerschaft und ihrer Ausschüsse sowie des Senats.
Mit seiner großen Schauwand, den kleinen Schmuckbalkonen und den drei Türmen zieht das Äußere des Rathauses alle Blicke auf sich. Auch im Inneren werden die verschiedenen zeitgenössischen Stile miteinander vereint. Der Hansesaal des Lübecker Rathauses, in dem früher die Hansetage stattfanden, ging Anfang des 19. Jahrhunderts durch Umbauten im Rathaus verloren.
Auf dem Weg zum Bürgerschaftssaal sind oberhalb der Freitreppe drei Kolossalgemälde zu sehen, die die Einsetzung des ersten Lübecker Rates durch Heinrich den Löwen, die Verleihung des Barbarossa – Privilegs im Jahre 1188 und den Bau des Doms durch Heinrich den Löwen darstellen.
Weiter gehts zur Marienkirche, deren Turm einen großartigen Blick über die Stadt bietet. St. Marien zu Lübeck ist eine der bedeutendsten Kirchen Nordeuropas und ein beeindruckendes Zeugnis der Lübecker Stadtgeschichte. Sie markiert einen Ort der Stadt, mit dem sich viele Lübeckerinnen und Lübecker hochgradig identifizieren. Das liegt nicht nur am Stadtsymbol „Lübecker Krone“ und dem Begriff „7 Türme“, sondern sicher auch an der jüngsten Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg. Wunder und Wunden liegen in dieser Kirche nah beieinander. Und die Erfahrung eines gelungenen Wiederaufbaus nach der dramatischen Zäsur von 1942 zählt sicher zu den größten Wundern der Geschichte dieser Kirche.
Als Besucher begegnet man einem kostbaren Schatz aus Baukunst und Kunstwerken, welche die Entwicklung der sakralen Kunst vom 13. bis zum 21. Jahrhundert dokumentieren. Die Gleichzeitigkeit von Gotik, Renaissance, Barock und Moderne bildet in der Marienkirche in einzigartiger und maßgeblicher Weise die Kulturgeschichte des Christentums ab.
Unser Tipp: Machen Sie ein Foto mit dem Teufelchen vor der Marienkirche, streicheln Sie die versteckte Maus, das bringt Glück und lauschen Sie der Mittagsandacht untermalt von Orgelmusik.
Auf dem Weg zu unserer nächsten Station kommen wir am Buddenbrookhaus vorbei. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Mann, wird derzeit rundum erneuert. Die „Buddenbrooks“ nutzen die umfassende Erneuerung des Buddenbrookhaus und präsentieren ihre Ausstellung bis 2027 in Lübecks Stadtpalais Behnhaus. Die Ausstellung bietet Einblicke in das Leben der Familie Mann und ist ein kulturelles Juwel.
Das historische Gebäude der Schiffergesellschaft in der Engelsgrube 1-17, beherbergt heute eine Gaststätte. Im Laufe der Jahre kamen der Schiffergesellschaft durch die seemännischen Kenntnisse ihrer Mitglieder Aufgaben wie das Ausstellen von Schiffspässen, Bewachung des Hafens und Beratung des Senats hinzu. Das hansische Seerecht von 1614 legte fest, dass Streitigkeiten zwischen Seeleuten der Schiffergesellschaft vorzutragen seien.
Im Gebäude selbst hängen zahlreiche Modelle alter Segelschiffe von der Decke und an den Wänden hängen Gemälde, welche einzelne Stellen aus der Bibel zeigen. In den Wandvitrinen kann man viele maritime Gegenstände betrachten. Da wir schon eine Strecke hinter uns gebracht haben, blieben wir in dem historischen Ambiente und genossen ein schönes Glas Wein und ein gutes Essen
Wer an Lübeck denkt, der denkt fast immer auch an Marzipan. Um die Herkunft des Marzipans ranken sich die unterschiedlichsten Geschichten. Am beliebtesten ist diese: Um 1407 wütete in Lübeck eine Hungersnot. Es gab kein Korn mehr. Da trug der Senat den Backstuben auf aus den in den Speichern lagernden Mandelvorräten ein Brot herzustellen. Daraus entstand dieser Geschichte nach Marzipan.
Lübecks Ruf als „Marzipanstadt“ und somit seine Vorrangstellung bei der Marzipanproduktion wurde erst nach 1800 begründet. Niemand weiß heute noch genau, ob es ein besonders kunstfertiger und ideenreicher Konditor oder eine Konditorin war oder ob ein Wettbewerb unter den verschiedenen, damals sehr bekannten Lübecker Konditoreien die Marzipanherstellung zu dieser Blüte brachte. Die ehemals besonders mühsame Herstellung der Marzipanmasse ist inzwischen der industriellen Fertigung gewichen. Das Geheimnis jedoch ist geblieben: Die Qualität wird durch das besondere Mischungsverhältnis der einzelnen Zutaten bestimmt. Jeder Hersteller hütet sein Geheimnis der Herstellung.
„Lübecker Marzipan“ muss nicht nur in Lübeck hergestellt sein, es entspricht auch den besonders hohen Anforderungen, die sich die Lübecker Herstellungsfirmen selbst auferlegt haben. Im weltbekannten Marzipan-Haus „Niederegger“ in der Breite Straße 89 lässt sich neben dem seit 1806 bestehenden Café und der Marzipan-Verkaufsausstellung auch die Geschichte dieser geheimnisvollen Köstlichkeit erkunden: Der Marzipan-Salon im 2. Obergeschoss des Hauses nimmt den Gast in einer attraktiven Dauerausstellung mit auf die lange Reise, die die Mandel-Zucker-Spezialität in vielen Jahrhunderten von ihren orientalischen Ursprüngen bis in die Hansestadt an der Trave zurückgelegt hat. Der Marzipan-Salon kann täglich zu den Öffnungszeiten des Cafés besucht werden.
Wir schließen unseren Rundgang mit einem Besuch des Lübecker Doms ab. Die imposante Architektur und die Geschichte machen diesen Ort zu einem beeindruckenden Abschluss unserer Tour. Der Dom, eines der ältesten Baudenkmäler der Lübecker Altstadt feierte 2023 seinen 850 Geburtstag. Heinrich der Löwe legte den Grundstein für den Bau des Doms am Südrand der Altstadt am Mühlenteich. Nachdem die Stadt 1160 Bischofssitz geworden war, initiierte er 1173 die Errichtung des gewaltigen dreischiffigen Backsteinbaus. Zuvor stand an gleicher Stelle bereits ein hölzernes Gotteshaus. Beim Luftangriff auf Lübeck im Jahre 1942 brannte der Dom völlig aus und die Gewölbe stürzten ein. Mit dem Wiederaufbau wurde, nachdem St. Maien wieder aufgebaut war, erst 1960 begonnen. 1973 erfolgte die neue Weihe. Die Wiederherstellung der Paradiesvorhalle 1982 bildete den krönenden Abschluss der Sanierung.
Was sonst noch sehenswert in Lübeck ist.
Wo ließe sich der Mythos Hanse wohl besser ergründen als in Lübeck? Die Zeit der Hanse beeinflusste die Wirtschaft und das damalige Leben maßgeblich. Die spannende Geschichte von Aufstieg und Krise dieser einstigen Wirtschaftsmacht wird im Europäischen Hansemuseum erzählt. Es ist die lebhafte Reise durch 800 Jahre Hansegeschichte: vom Wagemut der Kaufleute, vom Leben in der Fremde, von Reichtum, Spekulation, Protz, Krankheit und Tod. In einem modernen Museumsneubau mit beeindruckenden Rauminszenierungen, Kabinetten mit wertvollen Originalobjekten und interaktiver Museumstechnik ist für jeden etwas dabei.
Das Burgkloster zu Lübeck, eine der bedeutendsten mittelalterlichen Klosteranlagen Norddeutschlands wurde 1227 gegründet und ist heute Teil des Europäischen Hansemuseums. Nach der Reformation wurde das Kloster als Armenhaus, ab Ende des 19. Jahrhunderts als Gericht und Untersuchungsgefängnis genutzt. Während des „Dritten Reiches“ war das Burgkloster durch die Inhaftierung von Juden, Widerstandskämpfern der Arbeiterbewegung und durch den „Christenprozess“ 1943, der mit dem Tod von vier Geistlichen endete, Schauplatz nationalsozialistischen Unrechts. Somit ist das Burgkloster ein Denkmal sowohl für das Mittelalter als auch für die jüngere deutsche Geschichte.
Seit der Restaurierung durch das Land Schleswig-Holstein dient das Burgkloster der Hansestadt Lübeck als kulturelles Zentrum. Es ist ein Ort lebendiger Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte, bildender Kunst und Architektur, mit der Geschichte der Hanse und des Ostseeraumes, mit Zeitgeschichtete und Philosophie. Vor allem war das Kulturforum Burgkloster mit dem Museum für Archäologie ein Ort lebendiger Auseinandersetzung mit ständigen und wechselnden Ausstellungen. Die zentrale, öffentliche Treppe verbindet den historischen Hafen mit der höher gelegenen Altstadt. Terrassen und Höfe, die darüber erschlossen wurden, ermöglichen einen grandiosen Blick auf Stadt und Hafen.
Im verträumten Malerwinkel am Ufer der Trave kann man seine Seele baumeln lassen und den schönen Ausblick auf die malerische Altstadtkulisse genießen. Ein Picknick im Grünen und der Blick auf die kleinen Boote und Ausflugsschiffe, die auf der Trave vorübergleiten, gehören zum entspannten Zeitvertreib. Am gegenüberliegenden Traveufer wartet das gelassene Leben an der Obertrave mit seinen kleinen Altstadthäuschen, Gängen und Höfen, sonnigen Caféterrassen und Restaurants. Hier lässt es sich in aller Ruhe am Wasser entlangschlendern – vorbei an den schmucken Giebelfassaden und Bootsanlegern.
Wer durch den Malerwinkel spaziert, wird sich genau wie wir, über die Wäsche auf einer langen Wäscheleine direkt an der Straße An der Obertrave wundern, die dort von den Anwohnern zum Trocknen aufgehängt wird. Die Straße wird deswegen scherzhaft auch „Schlüpfer-Allee“ genannt. Eine Legende besagt, dass es hier aufgrund der ständigen Hochwassergefahr keine Trockenkeller in den Häusern gab und ein Privileg aus dem 14. Jahrhundert den Anwohnern gestattete, ihre nasse Wäsche öffentlich an der Straße zu trocknen. Und das Privileg gilt bis heute.
Zur Kaffeezeit machen wir eine Pause in einem der gemütlichen Cafés und probieren zum Cappuccino die berühmten Lübecker Marzipanleckereien.
Ein Spaziergang entlang der Gänge und Höfe („Gängeviertel“) ist ebenfalls empfehlenswert, um das mittelalterliche Flair der Stadt zu erleben. Die verborgene Welt der historischen Gänge und Höfe gehört zu den Geheimtipps für Besucher, die in das typisch „Lübsche Leben“ eintauchen möchten. Das verwinkelte Labyrinth der Gänge zieht sich durch die gesamte Altstadt und ist Teil des Welterbes und der Stadtkultur.
Wie in anderen Großstädten des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit gab es auch in Lübeck eine große Anzahl von Tagelöhnern und Trägern. Meist wohnten sie mit ihren Familien in kleinen „Buden“ genannten Häusern, die dicht aneinander gedrängt auf Eckgrundstücken, an den Rückseiten der Bürgerhäuser oder im inneren Bereich der Wohnblöcke standen. Die versteckt gelegenen Wohnbereiche wurden Gänge oder Gangviertel genannt. Mittelalterliche Buden sind kaum noch erhalten, denn in der Mitte des 16. Jahrhunderts begann man damit steinerne Buden zu errichten. Die kleinste dieser Buden, in der Hartengrube Nr. 36, hatte eine Frontlänge von 3,45 m, eine Breite von 4,65 m und eine Höhe bis zum Dachfirst von 4,95 m. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gab es in Lübeck mehr als 180 Gänge. Heute bestehen noch etwa 90.
Eine der berühmtesten Gänge ist die Engelsgrube. Der Ursprung dieser Straßenbezeichnung ist nicht in den pausbäckigen Himmelswesen zu suchen, sondern geht auf die hanseatischen Beziehungen zu den Engländern zurück, denn man nannte die Engländer „Engel“. Damit die Englandfahrer ihre Schiffe be- und entladen konnten, wies man ihnen einen Teil des Hafens zu. In diesen Vierteln befanden sich anfangs noch Wiesen. Straßennamen wie Engelswisch erinnern an diese „Wiesen der Engländer“. Kaum eine andere Straße der Altstadt weist eine derartige Vielfalt von Wohngängen auf wie gerade die Engelsgrube. Dort siedelten Hafenarbeiter aller Berufe: Salzpacker, Kisten- und Balkenträger und andere. Wie auch die benachbarte Fischergrube, wurde die Engelsgrube vor der Jahrhundertwende begradigt und aufgeschüttet. So kam es, dass die Eingänge und Wohnzimmerfenster unterhalb der Aufschüttungen lagen und Stufen heute zu den Häusern herabführen.
Durch das niedrige Portal an der Seite eines barocken Kleinbürgerhauses betreten wir den schönsten und saubersten Gangkomplex Lübecks: den Hellgrünen und den Dunkelgrünen Gang, ein grünes Paradies im Hinterhof. Der Name „Dunkelgrüner Gang“ erinnert an die Gärten und ehemaligen Wiesenflächen. Die im Süden gelegenen Gangteile wurden wegen ihrer lichten Bebauung „Hellgrüner Gang“ genannt. Zwischen Engelswisch und Untertrave, An der Untertrave Nr. 19 und Nr. 26, gelegen und von beiden Seiten zugänglich, eröffnet sich eine vergessene Welt, die einen Hauch des alten Lübecks vermittelt: ein Wechselspiel schmaler Gänge, kleiner Buden, hofähnlicher Großflächen, scheinbarer Sackgassen und versteckter Ausgänge.
Lüngreens Gang ist einer der wenigen Gänge, dessen restliche doppelstöckige Traufenhäuser aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter Denkmalschutz stehen. Außerdem ist er einer der wenigen Gänge, die zwei Gruben miteinander verbinden. Für Besucher ist es ein Abenteuer, durch die winkligen Wege am Ende des Bäckerganges in den gradlinigen Lüngreens Gang zu gelangen, um schließlich in der Fischergrube wieder aus der Idylle aufzutauchen.
Viele der Höfe und Wohngänge der historischen Lübecker Altstadt gehen auf mittelalterliche Stiftungen reicher Kaufleute für Arme oder Witwen und Waisen zurück. Der älteste unter den großen repräsentativen Stiftungshöfen ist der Glandorps Hof. Er wurde im späten Mittelalter vom Lübecker Kaufmann und Ratsherrn Johann Glandorp gestiftet. Die Gebäude befinden sich in der Glockengießerstraße 39 bis 53. Die im Renaissancestil erbaute Anlage besteht aus einem langgestreckten dreigeschossigen Backsteintraufenhaus, aus zwei Flügelgebäuden mit je sieben zweigeschossigen Reihenhäusern im Hof, aus einem eingeschossigen Gebäude mit 13 sogenannten Gangbuden im angrenzenden Gang und aus einem kleinen Vorderhaus an der Glockengießerstraße.
Über dem Durchgang des Hauptgebäudes befindet sich noch heute die reich verzierte Kupfertafel mit der Stiftungsinnschrift aus dem Jahr 1612. An den Stifter erinnert auch das Familienwappen von Johann Glandorp. Unmittelbar neben Glandorps Hof liegt der Glandorps Gang. Hier lebten einst in den 13 Gangbuden unbemittelte Witwen auf nur je 16 Quadratmetern Grundfläche. Das Illhornstift in der Glockengießerstraße 39 stellt ein weiteres Beispiel sozialer spätmittelalterlicher Wohnanlagen dar. In seinem Testament vom 31. August 1449 bestimmte der Stifter Johann Illhorn das Vorderhaus als Armenhaus mit Wohnungen für 20 bedürftige Witwen. Noch heute wird der ursprüngliche Stiftungszweck, Wohnungen für alte Menschen zu schaffen, im Glandorps Hof, im Glandorps Gang und im Hofgebäude des Illhornstifts erfüllt. Alte Menschen finden hier mitten in der historischen Altstadt Lübecks einen idyllischen Wohnsitz.
Der größte und prächtigste der Stiftungshöfe in der Hansestadt, der Füchtingshof, gehört der Stiftung „Johann Füchting Testament“, die heute noch als selbständige Stiftung besteht. 1636 verfügte der aus Westfalen zugewanderte Lübecker Kaufmann Johann Füchting, Ratsherr und Mitglied der Schonenfahrer durch sein Testament, dass etwa ein Drittel seines Vermögens „zum Nutzen und Besten der Armen“
verwendet werden sollte. Das Vorsteherzimmer, das an die Fuggerei in Augsburg erinnert, ist der schönste in Lübeck erhaltene Innenraum des 17. Jahrhunderts. Das Epitaph des Ratsherrn Johann Füchting hat als einziges den Brand in der Marienkirche überstanden und hängt heute renoviert in der Kirche an der Seite zur Mengstraße.
Text: Volker Ammann, Quelle: Lübeck-Tourismus, Titelbild: ©Lübeck-Tourismus, LTM
Wir bedanken uns bei der Lübeck-Tourismus GmbH für die freundliche Unterstützung.
Übernachten in Lübeck
Wohnmobil-Treff Lübeck, nur Wohnmobile
An der Hülshorst 11, 23568 Lübeck
Telefoin: 0451 32 111, Reservierung möglich
E-Mail: info@erlebniswelt-huelshoerst.de
www.sportpark-huelshosrt.com
sehr gutes Restaurant am Platz, gute Verkehrsanbindung mit ÖPNV direkt am Platz
Am Fischereihafen, nur Wohnmobile
Travemünder Landstraße, 23570 Travemünde
Telefon: 04502-804-0, keine Reservierung möglich
E-Mail: k-direktion@travemuende-tourismus.de
www.travemuende-tourismus.de