Reifen für Wohnwagen und Wohnmobile


Kaufberatung

Reifen für Wohnwagen und Wohnmobile:
Welcher ist der Richtige?
Für viele Camper sind Reifen nur dann ein Thema, wenn mal wieder ein Wechsel der Pneus ansteht. Gerade aus Gründen der Sicherheit ist es aber sinnvoll, sich etwas genauer mit dem Thema zu befassen. Schließlich sorgen vor allem die Reifen dafür, dass Wohnwagen und Wohnmobil sicher in der Spur bleiben und auch den härtesten Roadtrip überstehen. In diesem Artikel erklären wir, worauf man beim Reifenkauf achten muss.
Was zeichnet Reifen für Wohnwagen und Wohnmobile aus?
Wohnwagen sind Anhänger, die an einem Zugfahrzeug hängen und gezogen werden. Eigentlich muss der Wohnwagen also nur hinterherrollen. Dabei sind die Reifen allerdings ganz anderen Einflüssen und Belastungen ausgesetzt als bei normalen Pkws.
Am wichtigsten ist dabei das Gewicht, denn das unterscheidet sich maßgeblich vom Pkw: Da Wohnwagen oft deutlich mehr wiegen als normale Autos, müssen auch die Reifen ein entsprechend höheres Gewicht aushalten können. Dabei spielt der Lastindex der Reifen eine wichtige Rolle. Auch das Reifenprofil sollte man bei Wohnwagen nicht außer Acht lassen. Bei nicht ausreichender Profiltiefe kann es bei Regen zu Aquaplaning und zum Ausbrechen des kompletten Gespanns kommen. Dazu kommen verschiedene Umwelteinflüsse, die bei Reisemobilen schwerer als bei normalen Pkws ins Gewicht fallen. Je nach Reiseland sind die Straßenverhältnisse schlechter und man bewegt sich viel auf Schotterpisten oder Straßen mit vielen Schlaglöchern, anders als im Straßenverkehr mit dem Pkw. Das führt zu einem stärkeren Abrieb und vermindert die Lebensdauer des Reifens. Auch starke Sonnenstrahlung in südlichen Ländern setzt den Reifen zu.
Gibt es spezielle Reifen für Wohnmobile?
Bei Wohnmobilen sieht die Sache noch einmal ein wenig anders aus als bei Wohnwagen, da man das Reisemobil hier ja selbst fährt. Hier kommt es bei den Reifen vor allem auf die Größe des jeweiligen Fahrzeugs an. Kleine Wohnmobile in der Größenordnung von Kleintransportern und VW-Bussen können oft mit herkömmlichen Autoreifen gefahren werden, sofern der Traglastindex passt.
Teilweise werden Wohnmobile unter 3,5 Tonnen Gewicht auch mit Transporter-Reifen ausgestattet – das kann allerdings zu Problemen führen. Reifen für Transporter sind für die permanente Nutzung im Alltag ausgelegt. Im Wohnmobil fährt man in der Regel aber meist nicht so oft, dafür dann aber auf einmal sehr viel. Außerdem haben Wohnmobile meist lange Standzeiten. Gerade die Standzeiten setzen handelsüblichen Transporter-Reifen stark zu und verringern unter Umständen die Lebensdauer und die Sicherheit beim Fahren.
Einige Hersteller, etwa Continental, bieten inzwischen spezielle Wohnmobil-Reifen an, sogenannte Camping-Pneus. Diese Reifen bieten einen höheren Fahrkomfort und trotzen widrigen Umwelteinflüssen. Die Gummimischung dieser Camping-Reifen ist so optimiert, dass sie auch bei längeren Standzeiten und extremen Einflüssen, wie einer starken UV-Strahlung, keine Qualitätsminderung erleiden.
Bei Wohnmobilen über 3,5 Tonnen gelten noch einmal andere Regeln. Je nach Fahrzeug müssen unter Umständen Lkw-Reifen aufgezogen werden. Ein Blick in den Fahrzeugschein des Wohnmobils hilft meist bei der richtigen Einschätzung.
Was bedeuten die Bezeichnungen am Wohnwagenreifen?
Wer einen Reifen für seinen Wohnwagen kauft, wird immer eine Reifenspezifikation an der Flanke des Wohnwagenreifens finden. Diese Reifenbezeichnung besteht aus einzelnen Ziffern und Buchstaben. Sie geben Auskunft über die Abmessungen, Belastung und die zugelassene Höchstgeschwindigkeit des Reifens und sind ein wichtiger Faktor beim Kauf eines Wohnwagenreifens. Laut EU-Norm ECE-R 30 sieht eine solche Reifenspezifikation beispielsweise so aus: 185/60 R 14 102/100 Q.
Das bedeuten die einzelnen Ziffern:
185 – Reifenbreite – breiteste Stelle des Reifens in Millimeter
60 – Profilquerschnitt – Verhältnis von Höhe der Flanke zu Breite der Lauffläche in Prozent
R – Reifenbauart- das R steht hier für Radialreifen
14 – Felgendurchmesser – Reifeninnendurchmesser von 14 Zoll
102/100 – Lastindex – maximal zulässige Last des Reifens, wobei 102 für eine Höchstbelastung von 850 kg pro Reifen steht
Q – Geschwindigkeitsindex – die maximal zulässige Geschwindigkeit des Reifens, wobei Q für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h steht
Beim Kauf eines Wohnwagenreifens sollte man sich vor allem zwei Punkte genauer anschauen: Den Lastindex und den Geschwindigkeitsindex.
Der Lastindex
Caravans haben generell keine Doppelbereifung, also keine Zwillingsreifen. Daher gilt der Wert vor dem Querstrich, in dem Beispiel oben „102“. Dieser Wert besagt, dass ein einzelner Reifen 850 Kilogramm Gewicht bei einem Druck von 2,5 Bar tragen kann. Beide Reifen auf der Achse dürfen zusammen also 1.700 Kilogramm tragen.
Generell gilt: Man darf den Lastindex bei der Wahl des Reifens überschreiten, der im Fahrzeugschein angegeben ist. Allerdings kann dies den Fahrkomfort empfindlich einschränken. Der Anhänger liegt nicht mehr so sicher auf der Straße und auch das Fahrverhalten in Kurven wird beeinträchtigt. Es empfiehlt sich daher, beim Gewicht immer ein wenig Sicherheitsreserven nach oben einzuplanen.
Der Geschwindigkeitsindex
Auch die Geschwindigkeit spielt eine Rolle, allerdings ist sie bei Wohnwagen im Allgemeinen weniger kritisch, da man damit sowieso nicht so schnell fährt. Wer einen Wohnwagen mit Tempo-100-Zulassung besitzt, muss darauf achten, dass er mindestens einen Wohnwagen-Reifen mit einem Speed Index „L“ kauft, also einen Reifen, der für Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h ausgelegt ist.
Ebenfalls wichtig: Bei Caravans mit Tempo-100-Zulassung muss man die Reifen nach sechs Jahren wechseln. Das gilt auch dann, wenn die Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter noch nicht erreicht ist. Das Alter der Reifen liest man an der DOT-Nummer ab, die sich ebenfalls auf der Flanke befindet. Die Nummer setzt sich aus den Codes für Größe und Herstellungswerk und einer vierstelligen Zahl für Produktionswoche und -jahr des Reifens zusammen. DOT 4518 heißt etwa, dass der Reifen in der 45. Kalenderwoche im Jahr 2018 hergestellt wurde.
Den richtigen Druck für den Wohnwagen-Reifen finden
Der Druck ist ein wichtiger Faktor bei Wohnwagen-Reifen. Der Druck (und nicht die Karkasse) fängt nämlich die gesamte Last des Anhängers auf. Die Hersteller von Reifen verlangen in der Regel Werte über 2,5 Bar für einen kalten Reifen, der Maximaldruck kann bei bis über 3 Bar liegen. Die entsprechenden Informationen findet man in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs.
Generell sollte man den Reifendruck bei Wohnwagen regelmäßig kontrollieren und sich dabei an die vom Hersteller des Fahrzeugs empfohlenen Werte halten. Gerade vor längeren Fahrten sollte man den Luftdruck noch im kalten Zustand messen und gegebenenfalls anpassen.
Warum die Mühen? Ganz einfach: Falsch eingestellter Druck kann zum vorzeitigen Verschleiß des Reifens führen. Ist der Druck zu hoch, nutzt sich die Mitte des Reifens überdurchschnittlich ab. Bei zu niedrigem Druck verschleißen hingegen die Flanken stärker. Hat der Reifen zu wenig Druck, verliert er zudem an Stabilität. Die Karkasse knickt ein und der Reifen walkt durch. Das verschlechtert nicht nur das Fahrverhalten des Reisemobils. Im schlimmsten Fall wird das Innenleben des Reifens irreparabel beschädigt. Unter Umständen kann das sogar zum Platzen des Reifens führen – auch bei neuen Reifen.
Wann müssen die Reifen bei Wohnwagen und Wohnmobilen gewechselt werden?
Die Lebensdauer von Wohnwagen-Reifen ist beschränkt. Auch wenn man nicht mit dem Gespann durch die Weltgeschichte fährt, altert der Reifen. UV-Strahlen, Hitze, Sauerstoff und die Witterung setzen dem Material zu und führen im Lauf der Zeit zu Ermüdungserscheinungen. Ein erstes Anzeichen dafür sind Risse an der Seitenwand des Reifens. Deshalb sollte man darauf achten, die Reifen auch bei geringer Nutzung regelmäßig zu wechseln, selbst wenn sie äußerlich noch gut aussehen.
Für Fahrzeuge mit Tempo-100-Zulassung müssen die Reifen, wie erwähnt, spätestens nach sechs Jahren erneuert werden. Bei anderen Fahrzeugen gilt das nicht – hier schreibt der Gesetzgeber eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. Erreicht das Profil des Reifens diese Tiefe muss ein neuer Reifen her. In der Praxis sollte man aber schon über einen Wechsel nachdenken, wenn das Profil des Caravan-Reifens unter die Grenze von 4 Millimeter fällt.
Wann dieser Zeitpunkt erreicht ist, hängt stark vom individuellen Fahrverhalten ab. Man sollte die Reifen aber spätestens nach acht bis zehn Jahren wechseln, unter Umständen auch früher, wenn man viel mit dem Camper unterwegs ist. Außerdem sollte man beachten, dass auch die Reifen des Zugfahrzeugs verschleißen – vor allem, wenn man mit einem schweren Anhänger und ohne Allradantrieb fährt.
Lohnt sich die Anschaffung von Allwetterreifen und Ganzjahresreifen?
Jeden Winter stellen sich viele Camper die Frage: Muss man auch beim Reisemobil auf Winterreifen wechseln? Das haben auch die Reifenhersteller erkannt und bieten inzwischen Ganzjahresreifen und Allwetterreifen für Wohnwagen und Wohnmobile an. Diese Allwetterreifen werden mit der Kennzeichnung „M+S“ (Matsch und Schnee) und dem Alpin-Symbol (Schneeflocke auf Berg) für Winterreifen markiert. Sie sollen auch bei widrigen Bedingungen komfortables Fahren ermöglichen.
- Achtung: eine alleinige Kennzeichnung mit M+S wird inzwischen nicht mehr als wintertauglich anerkannt, da sie die für Winterbereifung vorgeschriebenen Bedingungen nicht erfüllt.
- In Tests schneiden auch die Ganzjahresreifen bekannter Hersteller wie Goodyear, Ducato oder Pirelli schlechter ab als klassische Winterreifen.
- Was Traktion, Seitenführung oder Bremsleistung angeht, sind echte Winterreifen im Vorteil.
Fazit: Wer auch im Winter in den Campingurlaub fährt, sollte auf den Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen nicht verzichten.
Wohnwagen einwintern: Reifen nicht vergessen
Wer seinen Wohnwagen in der kalten Jahreszeit in der Garage stehen lässt, sollte auch hier bei den Reifen einige Punkte beachten.
- Vor dem Winterschlaf sollte zunächst der Reifendruck um 0,2 bis 0,3 Bar erhöht werden. Das sorgt dafür, dass der Reifen schön rund bleibt und keine Standplatten erhält.
- Außerdem empfiehlt es sich, die Reifen durch Kurbelstützen oder Böcke zu entlasten.
- Ein Abstellen auf Keilen mit runden Standflächen oder Luftkissen hilft dabei, das Gewicht des Wohnwagens gleichmäßig auf die Reifen zu verteilen.
- Vor der ersten Fahrt sollte der Luftdruck im Reifen dann wieder ein wenig gesenkt werden.
- Es schadet nichts, sich weitere wichtige Tipps anzuschauen, wie man seinen Wohnwagen winterfest macht.
Text: Selim Baykara, Pincamp, Titelbild: © m.mphoto
Wir bedanken uns bei Selim Baykara und Pincamp für die freundliche Unterstützung. Auf www.pincamp.de finden Sie den passenden Campingplatz für Ihren Urlaub und können ihn auch gleich buchen.