So kommt man sicher mit dem Wohnwagen in den Urlaub

So kommt man sicher mit dem Wohnwagen in den Urlaub

29. August 2023 / August 2023, Erlebniswelt
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Foto: c/o www.knaus.com

So kommt man sicher
mit dem Wohnwagen in den Urlaub

Auto fahren ist eine Sache, mit dem Wohnwagen am Haken eine ganz andere. Damit die Fahrt in den Urlaub nicht unterwegs auf der Strecke endet, geben wir in diesem Artikel wichtige Tipps, die sicher zum Urlaubsziel führen.

Bevor man den Caravan anhängt und losfährt, sollte einige Grundregeln beachtet werden. Ein Gespann hat ganz andere Dimensionen und weist ein anderes Fahrverhalten auf als ein PKW ohne Anhänger. Schon die Gesamtlänge des Gespanns, PKW und Wohnwagen, macht schon einen Riesenunterschied aus:  Die Fahrdynamik verändert sich, der Bremsweg verlängert sich, das Kurvenverhalten ebenso und die Seitenwindanfälligkeit steigt enorm. Diese Möglichkeiten sollte man immer vor Augen haben und seine Fahrweise darauf abstimmen. Auch das Rangieren wird um einiges schwieriger.

Die wichtigsten Faktoren, die das veränderte Fahrverhalten beeinflussen, sind die Anhängelast des Zugfahrzeugs und die Stützlast des Wohnwagens. Was es damit auf sich hat und wie sich das auf das Fahrverhalten auswirkt, erklären wir in diesem Artikel.

Grundregel: Hohe Stützlast stabilisiert den Wohnwagen

Für jedes Zugfahrzeug gibt der Hersteller eine maximale Stützlast an. Das ist die maximale Kraft, die bei Betrieb mit Anhänger vertikal auf die Kugel der Anhängerkupplung wirken darf (meistens 75 kg). Auch der Wohnwagenhersteller gibt für seinen Anhänger eine maximale Stützlast an, die meistens 100 kg beträgt.
Im Fahrbetrieb ist meistens der Zugwagen, also der PKW, der limitierende Faktor für die maximal ausnutzbare Stützlast. Die maximal zulässige Stützlast wird von dem kleineren Wert bestimmt. Dieser sollte aber möglichst voll ausgenutzt werden, da eine hohe Stützlast der Gespannstabilität dienlich ist. Mit anderen Worten: Je höher die Stützlast, desto geringer ist die Neigung des Wohnwagens zum Pendeln. Bei „Tempo 100 Wohnwagen“ sollte sogar die höchstmögliche Stützlast ausgenutzt werden.
Um die um die optimale Stützlast zu erreichen, muss der Wohnwagen richtig beladen werden. Damit wird erreicht, dass die Hauptlast auf die Anhängerkupplung des Zugfahrzeuges drückt. Ergebnis: Der Wohnwagen folgt dem Zugfahrzeug ruhiger. Er liegt besser auf der Straße, lässt sich besser manövrieren und neigt auch weniger zum Aufschaukeln.

Stützlast des Zugwagens ermitteln: Drei Beispiele aus der Praxis
In welchen Fällen darf der Wohnwagen wegen der Stützlast, die ja dem Pkw zugerechnet wird, mehr beladen werden?

Beispiel 1: Zulässiges Gesamtgewicht (zGG) des Wohnwagens kleiner als die zulässige Anhängelast des Zugwagens zGG des Wohnwagens = 1.100 kg, zulässige Anhängelast = 1.200 kg. Das tatsächliche Gewicht des Wohnwagens darf max. 1.100 kg betragen. Er darf nicht um die Stützlast höher belastet werden, da sein zGG 1.100 kg beträgt und dieses nicht überschritten werden darf.

Beispiel 2: zGG des Wohnwagens genauso groß wie die zulässige Anhängelast des Zugwagens zGG des Wohnwagens = 1.200 kg, zulässige Anhängelast = 1.200 kg. Das tatsächliche Gewicht des Wohnwagens darf max. 1.200 kg betragen. Er darf nicht um die Stützlast höher belastet werden, da sein zGG 1.200 kg beträgt und dieses nicht überschritten werden darf.

Beispiel 3: zGG des Wohnwagens größer als die zulässige Anhängelast des Zugwagens zGG des Wohnwagens = 1.300 kg, zulässige Anhängelast = 1.200 kg, zulässige Stützlast 75 kg. Das tatsächliche Gewicht des Wohnwagens darf max. 1.275 kg betragen. Er darf um die Stützlast höher belastet werden, da sein zGG 1.300 kg beträgt und dieses nicht überschritten wird. Dieses ist also die einzige Konstellation, bei der der Wohnwagen um den Wert der Stützlast schwerer sein darf als die Anhängelast vorgibt.

Die besten Tipps für den Urlaub mit dem Wohnwagen

Damit die Fahrt mit dem Wohnwagengespann keine unangenehmen Überraschungen birgt, hat der ADAC ein paar Tipps zusammengestellt. Wer diese Punkte beachtet, startet sicher in den Urlaub:

  • Bei der Beladung die Last möglichst tief und gleichmäßig im Wohnwagen verteilen. Schwere Gegenstände im Bereich der Achse platzieren. Dabei zulässige Achslast sowie Gesamtgewicht nicht überschreiten.
  • Stützlast austaxieren. Maximalwert für das Zugfahrzeug bzw. den Wohnwagen, nicht überschreiten. Bei deutlicher Unterschreitung des angegebenen Wertes (meistens ca. 75 kg) nimmt die Fahrstabilität stark ab. Im Zweifelsfall mit einem Distanzholz und einer Bodenwaage die tatsächliche Stützlast im abgekoppelten Zustand messen.
  • Festen Sitz von abnehmbaren Kupplungssystemen am Zugfahrzeug prüfen.
  • Beim Ankuppeln darauf achten, dass die Kupplung korrekt einrastet und das Sicherungsseil an einer dafür vorgesehenen Öse oder am Kupplungshals eingehängt ist. Im Ausland nationale Vorschriften beachten.
  • Stützrad hinaufdrehen und sicher justieren.
  • Lichtanlage – insbesondere Rücklichter, Bremslicht und Blinker – überprüfen. Das elektrische Verbindungskabel zwischen Wohnwagen und Auto so anbringen, dass es auch in engen Kurven nicht zu kurz ist oder auf der Straße schleifen kann.
  • Reifendruck kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren. Reifen auf eventuelle Schäden hin untersuchen. Reifen sollten nicht älter als 6 Jahre sein.
  • Wenn Gas während der Fahrt nicht genutzt wird, Gasflaschen zudrehen. Schläuche müssen nicht entfernt werden. Auf die nicht angeschlossene Flasche die Schutzkappe aufsetzen.
  • Luken und Fenster schließen. Regen und Wind können sonst Schäden verursachen.
  • Dach- und Fahrradträger auf sicheren Halt überprüfen.
  • Zusatzspiegel wenn notwendig benutzen, die bei gerade gezogenem Gespann einen Blick auf hinteren vertikalen Kanten des Wohnwagens ermöglichen. Das erleichtert das Rangieren, hilft aber auch bei der Orientierung in Kurven und beim Überholen auf der Autobahn (kein toter Winkel).
  • Während der Fahrt deutlich mehr Abstand halten. Mit einem Anhänger verlängert sich der Bremsweg.

Hier noch einige weitere Praxis-Tipps für die Fahrt mit Wohnwagengespannen.

  • Einweiser sind eine wertvolle Fahrhilfe
  • Ein klassischer Anfängerfehler von Wohnwagen-Neueinsteigern: Versuchen, alles alleine hinzubekommen. Dabei muss das gar nicht sein. Einweiser und Rangierhelfer können eine Wertvolle Hilfe sein, vor allem beim Einparken und Manövrieren in engen Straßen.
  • Die Faustregel: Sieht man den Helfer im Spiegel, sieht er auch den Fahrer. Hilfreich dabei ist auch, mit dem Einweiser eindeutige Gesten zu vereinbaren. So kann man sich zweifelsfrei mit dem Helfer verständigen.
  • Rückwärtsfahren und einparken
  • Rückwärtsfahren ist eine Sache, die man mit dem Wohnwagengespann eigentlich gerne vermeiden will. Manchmal geht es aber nicht anders.
  • Dabei spielt vor allem der Überhang eine Rolle, also der Abstand von der Hinterachse bis zur Anhängerkupplung. Viele PKW haben einen recht kurzen Überhang, damit die Gesamtlänge des Gespanns nicht zu groß wird. Das macht das Rangieren etwas schwieriger, da die Vorderachse sehr weit drehen muss, um mit der kurzen Hebelwirkung des Überhangs noch eine effektive Lenkeinwirkung auf den Wohnwagen zu erzielen.
  • Fahrzeuge mit einem längeren Überhang erfordern stattdessen geringere Lenkimpulse, dafür haben sie aber auch einen wesentlich geringeren Komfort bei der Federung. Das Fahrzeug überträgt deutlich mehr Nickbewegungen durch die Auflage der Stützlast.
  • Bevor man mit dem Wohnwagengespann einparkt oder bei engen Straßen rückwärts einfährt, solltest man austeigen und sich einen Überblick über die Lage verschaffen. Etwa über mögliche Hindernisse. Um etwaige Probleme zu vermeiden, zieht man am besten einen Einweiser hinzu.
  • Wichtig: Der Wohnwagen bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung, die man mit dem Lenkrad vorgibt. Lenkt man nach rechts, rollt der Anhänger nach links und umgekehrt. Um das ungewohnte Manövrieren zu üben, empfehlen sich große Parkplätze, etwa vor einem Supermarkt.

Was tun bei einem Unfall?
Ein Unfall während der Fahrt in den Urlaub ist sicherlich der Alptraum jeden Campers. Kommt es, trotz aller Vorsicht doch zum Crash, ist es gut zu wissen, wie man sich richtig verhält. Wird man auf der Straße in einen Unfall verwickelt, sollten die folgenden Schritte ausgeführt werden:

  • Warnblinkanlage einschalten.
  • Falls möglich, das Gespann an den Straßenrand manövrieren.
  • Die Warnweste überziehen und darauf achten, wo das andere Fahrzeug anhält, welches am Unfall beteiligt war.
  • Wenn das Auto nicht anhält, auf das Kennzeichen, Autotyp und Farbe achten, einprägen und bestenfalls direkt notieren.
  • Unfallstelle absichern und Warndreieck mindestens 150 hinter dem Fahrzeug aufstellen, um andere Verkehrsteilnehmer vor der Unfallstelle zu warnen.
  • Bei engen Kurven musst du beidseitig sichern. In manchen Ländern ist das Mitführen zweier Warndreiecke daher Vorschrift.
  • Unfall einschätzen: Ist nur ein Blechschaden vorhanden oder sind Personen verletzt? Ist das Fahrzeug noch verkehrstüchtig?
  • Wenn nötig, Erste Hilfe leisten.
  • Falls kein Personenschaden vorliegt, reicht es die Polizei unter der Rufnummer 110 zu benachrichtigen. Notiere wenn möglich, die Adressen von Zeugen und fertige ein Unfallprotokoll an.
  • Bei Verletzten oder unklarer Lage, solltest du den Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 rufen.

Führerschein nach 1998 gemacht? Führerscheinerweiterung nötig!
Junge Einsteiger, die ihren Wohnwagen ziehen wollen, müssen grundsätzlich beachten, wie schwer das Gespann aus Pkw und Caravan ist und wann sie ihren Führerschein gemacht haben. Hierzu gilt: Wurde der B-Führerschein nach 1998 gemacht, darf man Gespanne, die eine zulässige Gesamtmasse von 3,5 Tonnen überschreiten, nicht ziehen! Der B96 ist eine Erweiterung zum B-Führerschein und ermöglicht das Führen von Wohnwagengespannen, deren Gesamtmasse bis zu 4,25 Tonnen betragen darf. Mehr Infos zur Führerscheinerweiterung gibt es unter diesem Download

Vertrauen ist gut, Fahrsicherheitstraining ist besser
Neulingen unter den Wohnwagenfahrern empfiehlt der ADAC ein Fahrsicherheitstraining, damit die erste Fahrt mit dem Caravan gefahrlos beginnen kann. Dort werden unter anderem richtiges Ankuppeln, punktgenaues Rangieren und sicheres Kurvenfahren, Ausweichen und Bremsen geübt.
Infos zum Fahrsicherheitstraining beim ADAC unter diesem Download

Text: Volker Ammann, Quelle: Pincamp, Titelbild: www.knaus.com

Wir bedanken uns herzlich bei Pincamp und dem ADAC für die freundliche Unterstützung. Auf www.pincamp.de finden Sie den richtigen Campingplatz an Ihrem Urlaubsort und könne ihnen auch gleich buchen.

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