Weihnachtliches Maastricht
Städtereise
Weihnachtliches Maastricht
Maastricht ist zu jeder Jahreszeit ein lohnendes Reiseziel, denn die Stadt mit ihrer mittelalterlichen Architektur zeichnet sich auch durch eine lebendige Kulturszene aus. Doch in der Vorweihnachtszeit erscheint die Stadt geradezu magisch, denn im Dezember erhält die Universitätsstadt einen zauberhaften Glanz.
Tausende Lichter in den Bäumen, bunte Girlanden über den Straßen und Gassen, der große Weihnachtsmarkt auf dem Vrijthof und Weihnachtsklänge an allen Ecken lässt das historische märchenhaft Zentrum in diesem Jahr erstrahlen wie nie zuvor. Wir folgten den Lichtern, von der Touristeninformation in der Kleine Staat, zu den schönsten Stellen der Stadt. Doch Achtung: Für Stöckelschuhe ist der Stadtrundgang nicht geeignet, denn die Wege in der historischen Altstadt bestehen fast ausnahmslos aus Kopfsteinpflaster mit breiten Fugen.
Der erste Teil unseres Stadtrundgangs führt uns im historischen, ältesten Teil von Maastricht vom Vrijthof, dem größten Platz der Stadt, zum Onze Lieve Vrouweplain, zur Schatzkammer, der alten Stadtmauer und römischen Siedlung. Unsere Tour beginnt beim t Dinghius, in dem heute die Tourismus-Information untergebracht ist. Das alte gotische Gerichtsgebäude wurde Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut. Wir gehen links davon in Richtung Kleine Staat und biegen dann in die zweite Straße nach links zur Maastrichter Smedenstraat ein. Hier beginnt das Stokstraaatkwartier, das einst das Armenviertel der Stadt war. Heute ist es die exklusivste Shoppingzone Maastrichts. Hier befinden wir uns auf historischem Boden, dem ehemaligen römischen Castellum. Hier, zwischen dem Onze Lieve Vrouweplain und der Sint Servassbrug, bauten die Römer im 4. Jahrhundert eine von Mauern umschlossene Siedlung namens Mosae Trajectum – Durchgang über die Maas -, mit der sie die Brücke über die Maas sicherten. Durch die erste Straße rechts kommen wir in die Havenstraat und gehen links treppab zum Platz „Op de Thermen“. Rechts vom Platz kann man die Konturen der ehemaligen Siedlung im Pflaster sehen. Bei Grabungsarbeiten fand man galloromanische Thermen und Ecktürme.
Wir verlassen den Platz geradeaus und gehen nach rechts in die Stokstraat, die teuerste Geschäftsstraße der Stadt. Ihr Name kommt vermutlich von „Stock“, was so viel wie Gefängnis bedeutet. Dieses muss sich wohl früher hier befunden haben. Die Fassaden im typisch maasländischen Renaissancestil haben interessante Giebelsteine, die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Die Satteldächer erinnern daran, dass Maastricht eine Festungsstadt war. Die geräumigen Speicher eigneten sich gut zur Lagerung von Lebensmittelvorräten während Belagerungszeiten. Mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung stark zu und das einstige Armenviertel entwickelte sich zum dicht besiedelten Arbeiterviertel.
Rechts durch die Plankstraat gelangen wir zum Onze Lieve Vrouweplein mit der Onze Lieve Vrouwebasiliek, der Liebfrauenbasilika. Mit den zwei runden Treppentürmen wirkt die Basilika von außen wie eine Burg. Das Gebäude wurde vor dem Jahr 1000 erbaut und ist somit eine der ältesten Kirchen in den Niederlanden. Ein Blick in das Innere der Basilika lohnt sich, denn der Altar mit der Marienstatue ist sehenswert. Wir verlassen die Kirche durch die Kapelle „Stern des Meeres“ nach links und biegen dann erneut nach links ab und gehen entlang der Südseite in Richtung Maas. An der Ecke Graanmarkt/Stokstraat steht eines der wenigen Schilderhäuser, dass zum mittelalterlichen Stadttor gehörte, welches 1868 abgerissenen wurde.
Am Maasboulevard angekommen, haben wir einen schönen Blick auf das gegenüberliegende Ufer mit dem Stadtteil Wyck, den wir später besuchen. Links sehen wir die Sint Servaasbrug, die älteste Brücke der Niederlande. Über diese Brücke werden wir nach unserem Rundgang durchs historische Maastricht, auf die andere Seite der Maas wechseln. Bis ins 19. Jahrhundert war die Brücke die einzig feste Verbindung der beiden Stadtteile. Am Onze Lieve Vrouwewal, der mittelalterlichen Stadtmauer, entlang, kommen wir zum Helpoort, dem ältesten Stadttor der Niederlande. Gegenüber vom Helpoort liegt das Pesthuys, eine alte Wassermühle, die um 1775 erbaut wurde und als Papiermühle diente. Den etwas verwirrenden Namen erhielt das Haus, weil in der Nähe die Pestkranken untergebracht wurden. Weiter geht’s über die Brücke des Jeker, wo wir rechts abbiegen. Wir sehen den Turm mit Namen Pater Vincktoren, der durch Teile der Stadtmauer mit der Helpoort verbunden wird.
Links neben dem Turm war das ehemalige Faliezuster-Kloster. Dessen Überreste, die reizvollen kleinen Häuser mit den rotweißen Fensterläden wurden 1647 im typisch maasländischen Renaissancestile erbaut und sind auch heut noch hübsch anzuschauen. Geht man den Park hinaus, steht rechts das regionalhistorische Zentrum für Limburg. Der Neubau vom Architekten R. van Rossmalen 1995 erbaut, zeigt, wie alte und neue Architektur zusammenpassen können. Von der Begijnenstraat biegen wir rechts in die St. Pieterstraat ab. Nachdem wir die Straße überquert haben, sehen wir, etwas zurückliegend, die gotische Eerste Minderbroederskerk aus dem 14. Jahrhundert. Links, im Lang Grachtje, dass aus Mergelsteinblöcken besteht und auf beiden Seiten ein System aus Strebewerken und Strebebögen aufzeigt. Gegenüber steht die Waalse Kerk aus dem 18.Jahrhundert. Das Lang Grachtje ist die Verlängerung der ersten Stadtmauer von 1229, was an den Überresten des Wehrgangs und Schießscharten zu erkennen ist.
Vor dem Haus Nummer 12 biegen wir nun in die Hilariusstraat ein und flanieren durch den Stadtteil, der mit seinen kleinen charmanten Straßen so untypisch niederländisch ist. Links geht’s in die Tafelstraat mit ihren hübschen und imposanten Gebäuden. Am Ende der Straße liegt die Grote Looiersstraat mit ihren stattlichen Häusern. Hier treffen fünf Straßen aufeinander und früher stand hier auch das Looierspoort, ein Stadttor. Die Straße ist nach den Gerbern, den Leeloosiers, benannt, die früher hier ihrem Handwerk nachgingen. Ein Arm des Flusses Jeker floss mitten durch die Grote Looiersstraat. 1897 wurde dieser dann überwölbt, damit die Geruchsbelästigung durch die Gerbsäure und Tierabfälle erträglich wurde. Etwas abseits unserer eigentlichen Route, am Ende der Straße liegt das Natuurhistorisch Museum, das ganz im Zeichen der Natur in Südlimburg steht.
Wir biegen jetzt nach rechts nach Achter de Molens ab und überqueren die Straße und kommen durch das Klein Grachtje in die Verwerhoek und an deren Ende in die Lenculenstraat. Das Gebäude Nummer 33, mit Treppengiebel, wurde 1690 als protestantisches Waisenhaus gebaut und beherbergt heute die Schauspielakademie Maastricht. In der Bouillonstraat, in die wir rechts einbiegen, sieht man rechts das ehemalige Gourverment, das Provinzhaus. Es wurde zwischen 9130 und 1935 erbaut und von limburgischen Künstlern verziert, heute ist in dem Gebäude die juristische Fakultät der Universität untergebracht. Nachdem wir die Bouillonstraat überquert haben, folgen wir dem Hügel zum Sin Servaaskloster und der Sint Servaasbasiliek, der Sankt Servatius Basilika. In der Basilika liegen die größten Schätze Maastrichts: Der Schrein, der Trinkbecher und das Brustschild von St. Servatius. Mit dem Bau der imposanten Kirche, die bereits seit 530 als Grabeskirche existierte, wurde um 950 begonnen und sie wurde regelmäßig erweitert. Direkt nebenan steht die Sint Janskerk, die St.-Johannes-Kirche, mit ihrem 70 Meter hohen, rot angestrichenen Turm. Sie wurde im 14. Jahrhundert als Tauf- und Pfarrkirche der Basilika erbaut.
Die Treppen abwärts, laufen wir zwischen den beiden Kirchen hinunter zum Vrijthof, dem ehemaligen Vorhof der Sint Servaasbailiek, wo früher auch die Kanoniker wohnten. Heute ist der Vrijthof der zentrale Treffpunkt der Stadt mit vielen Bistros, Restaurants, einem Theater und dem Museum aan het Vrijthof. Hier findet auch der jährliche Weihnachtsmarkt statt. Wir überqueren den Platz nach links, hin zur Grote Straat. Kurz danach geht’s links zur Dominicanenkerk, die seit ihrer Restaurierung 2006, als Boekhandel Dominicanen genutzt wird. Von großer kunsthistorischer Bedeutung ist die Wandmalerei in der ehemaligen Kirche von 1337.
Zurück auf der Grote Staat geht’s wieder in Richtung Maasboulevard, wo wir über die Sint Servaasbrug auf die östliche Seite der Maas, in den Stadtteil Wyck laufen. Die Brücke verfügt über ein Hebewerk, das die Durchfahrt größerer Schiffe möglich macht. Nach der Brücke gleich links sehen wir die Sint Martinuskerk, die St-Martini-Kirche. Sie wurde vom bekannten Architekten P.J.H Cuypers 1858 erbaut. Durch die Wycker Straße kommen wir, vorbei an der Royale Confectionary, der weltbekannten Konditorei und dem Mariamomument mit Bischofsfiguren zum Hauptbahnhof von Maastricht. Dieser wurde 1913 vom Architekten der Eisenbahn, G.W. van Heukelom, entworfen und weist deutliche Einflüsse des berühmten Architekten H.P. Berlage auf. Bevor wird den Bahnhof erreichen sehen wir noch links das Grand Hotel de l’Empereur.
Um zum Ausgangspunkt unseres Stadtrundgangs zurückzugelangen, laufen wir zuerst ein Stück auf der Wycker Brug Straße zurück und biegen dann in die Wyker Grachstraße ein. Auf der Ecke zur Rechtstraat steht das ehemalige Malzhaus der Brauerei de Keijzer, indem ab 1885 Braugerste getrocknet und verarbeitet wurde. Weiter geht’s durch die Hoogbrugstraße zum Centre Céramique, der Stadtbibliothek und Zentrum für Kulturerbe, entworfen vom Architekten Joe Coenen. Zum Abschluss unserer Tour überqueren wir noch die Hoge Brug, eine Stahlbrücke für Fußgänger und Fahrradfahrer, die 1993 erbaut und vom Architekten René Greisch entworfen wurde.
Auf der anderen Seite angekommen, endet unser Ausflug in die malerische Stadt Maastricht und wir gönnen uns noch ein „kopje koffie“ im gemütlichen Café Frape.
Text: Volker Ammann, Quelle: Maastricht Visitor Center, Titelbild: Volker Ammann
Weitere Informationen: www.besuchemaastricht.de