Wohmobil überladen? Diese Bußgelder drohen im In- und Ausland.
Urlaubsvorbereitung 2022
Wohnmobil überladen?
Diese Bußgelder drohen
im In- und Ausland
Was passiert, wenn das Wohnmobil überladen wird? Welche Bußgelder drohen, wenn man bei einer Kontrolle in Deutschland oder im Ausland erwischt wird? Und wie lässt sich eine Überladung schon im Vorfeld schon vermeiden? Die Antworten stehen in diesem Artikel.
Ins Wohnmobil packen, was man will? Ganz so einfach ist es nicht. Gerade Anfänger unterschätzen häufig das Gewicht der Zuladung. Da moderne Wohnmobile viel Stauraum bieten, werden die Fahrzeuge gerne mal überladen. Das führt nicht nur zu einem verschlechterten Fahrverhalten, sondern kann im schlimmsten Fall hohe Bußgelder und Strafen bedeuten.
Wohnmobil überladen: Was ist erlaubt?
Generell gilt: Das maximal erlaubte Gewicht der Zuladung ergibt sich aus der Differenz zwischen Leergewicht und zulässiger Gesamtmasse des Fahrzeugs. Mit Zuladung ist die Nutzlast des Fahrzeugs gemeint, also alles zusätzliche Gepäck, Proviant und Gegenstände, die du für den Campingurlaub mitnimmst.
Hat das Fahrzeug beispielsweise ein Leergewicht von 2800 Kg ergibt sich bei einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 t ein erlaubtes Gewicht der Zuladung von 700 Kg. Dabei ist zu beachten, dass auch weitere Personen neben dem Fahrer als Nutzlast gelten. Bei einer vierköpfigen Familie mit vollem Gepäck ist das erlaubte Limit meist schnell erreicht oder überschritten.
Bereits vor dem Kauf einer Grundausrüstung für den Campingurlaub sollte man daher auf eine möglichst leichte Zusatzausstattung des Wohnmobils und auf leichtes Mobiliar & Co achten. Denn mit jedem Sonderwunsch steigt das Leergewicht. Und sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland drohen bei Überladung saftige Strafen, in Österreich beispielsweise bis zu 5.000 Euro. Aber nicht nur für das Portemonnaie kann es gefährlich werden: Noch viel wichtiger als die drohende Strafe ist, dass überladene Fahrzeuge durch das veränderte Fahrverhalten grundsätzlich auch die Sicherheit im Straßenverkehr beeinträchtigen.
Was bedeutet die Toleranz bei der Berechnung der Überladung?
Im Eifer des Gefechts kann es schon mal passieren, dass man ein paar Kilogramm zu viel mit einpackt. Das erkennt auch der Gesetzgeber an: In Deutschland gilt daher eine Toleranzschwelle von fünf Prozent. Das heißt: Wer bei einer Kontrolle mit bis zu fünf Prozent über dem zulässigen Gesamtgewicht erwischt wirst, kommt in der Regel mit einer Verwarnung davon, dass du beim nächsten Mal etwas besser aufpassen sollst.
Diese Regelung gilt aber nicht in allen anderen europäischen Ländern: In Österreich liegt die Toleranz beispielsweise nur bei zwei Prozent, in Dänemark wird nach einzelnen Prozentpunkten berechnet. Viele Länder, etwa Frankreich, haben aber eine Null-Prozent-Toleranz. Hier wird man für jedes zusätzliche Kilogramm zur Kasse gebeten.
Wohnmobil überladen in Deutschland: Mit diesen Strafen muss man rechnen.
In Deutschland liegt die Toleranz bei fünf Prozent der Überschreitung des zugelassenen Gewichts. Die folgenden Regeln gelten für Wohnmobile bis 7,5 t zulässigem Gesamtgewicht und Caravans bis 2 t zGG:
- ab 5 % Überladung: 10 Euro
- ab 10 % Überladung: 30 Euro
- ab 20 % Überladung: 95 Euro und ein Punkt in Flensburg
- ab 25 % Überladung: 140 Euro und ein Punkt in Flensburg
- ab 30 % Überladung: 235 Euro und ein Punkt in Flensburg
Gesetze und Bußgelder bei Wohnmobil-Überladung im europäischen Ausland
Auch in den anderen europäischen Reiseländern gibt es Vorschriften zur Überladung des Fahrzeugs. Bei Missachtung drohen Bußgeldstrafen – in der Regel fallen diese deutlich höher aus als in Deutschland, außerdem gibt es teilweise ungemütliche Sonderregelungen. Wir haben die Bußgelder und Regeln in vielen Ländern des europäischen Auslands alphabetisch zusammengefasst (Stand: 2020).
Wohnmobil überladen in Belgien
In Belgien gilt bezüglich des Gewichts eine Messtoleranz bis zwei Prozent der zulässigen Gesamtmasse und von fünf Prozent der Gewichtsverteilung auf die Achsen. Je nach Höhe der Überladung droht eine Geldbuße zwischen 110 Euro und 330 Euro. Ausländische Urlauber müssen Bußgelder immer bar zahlen, andernfalls wird man an der Weiterfahrt gehindert. Schlimmstenfalls wird das Wohnmobil sogar gerichtlich beschlagnahmt. Bei einer gerichtlichen Entscheidung wird es richtig teuer: bis zu 4.000 Euro sind fällig.
Wohnmobil überladen in Dänemark
In Dänemark sind die Bußgelder nach Gewichtsklasse eingeteilt und werden in einzelnen Prozentpunkten gestaffelt berechnet:
Der Fahrer eines Wohnmobils mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t, wird mit einer Geldbuße von circa 10 Euro je Prozentpunkt der Überschreitung zur Kasse gebeten. Für den Fahrzeughalter wird es doppelt teuer. Er muss eine Buße von circa 20 Euro je Prozentpunkt der Überschreitung des zulässigen Gewichts zahlen. Bei Fahrzeugen über 3,5 t betragen die Geldbußen für Überladung mindestens das Doppelte. 20 Euro für den Fahrer je Prozentpunkt der Überschreitung des zulässigen Gewichts und für den Halter sogar ca. 50 Euro je Prozentpunkt der Überschreitung.
Wohnmobil überladen in Frankreich
Auch in Frankreich wird die Überladung des Wohnmobils mit Bußgeldern bestraft. Diese schwanken zwischen 135 Euro und 750 Euro. Wird das zulässige Gewicht um mehr als fünf Prozent überschritten, darf man nicht weiterfahren.
Wohnmobil überladen in Italien
In Italien beträgt die Toleranz für die Überschreitung des Gesamtgewichtes ebenfalls fünf Prozent. Für die Bußgelder gibt es keine feste Staffelung, sie liegen im Ermessen der zuständigen Beamten. Erfahrungsgemäß kann es vor allem im Süden richtig teuer werden: Mindestens 41 Euro bis höchstens 1.697 Euro beträgt das Bußgeld bei Überladung.
Wohnmobil überladen in Kroatien
Auch in Kroatien ist keine Staffelung festgelegt. Aber das Wiegen des Wohnmobils kann auch hier Bußgelder für Überladung nach sich ziehen. Ab 40 Euro geht es los.
Wohnmobil überladen in Luxemburg
Luxemburg ist besonders streng: Hier kann man für die Überladung deines Wohnmobils sogar hinter Gittern landen. 74 Euro sind bei Überladung von bis zu zehn Prozent fällig, eine Toleranz gibt es nicht. Wer die zehn Prozent überschreitet, zahlt mindestens 251 Euro und bis zu 5.000 Euro. Die Freiheitsstrafe für den Halter kann von acht Tagen bis zu einem ganzen Jahr reichen. Das Fahrzeug kann zudem stillgelegt werden. Das Wiegen muss der Halter ebenfalls bezahlen.
Wohnmobil überladen in den Niederlanden
Etwas gnädiger ist der niederländische Gesetzgeber. Hier wird Fahrzeughaltern eine Toleranz-Schwelle von bis zu zehn Prozent gewährt. Danach reicht die Strafe von 130 bis 850 Euro
Wohnmobil überladen in Österreich
Fordern unsere Nachbarn aus Österreich zum Wiegen des Wohnmobils auf, kann es richtig teuer werden. Bei mehr als zwei Prozent Überladung werden 36 Euro Strafe fällig, bei sechs Prozent Überladung kostet es hier aber schon 170 Euro. Ab 11 Prozent mehr als das erlaubte Gewicht musst du 210 Euro zahlen, bei einer starken Überladung über 15 Prozent können sogar bis zu 5.000 Euro anfallen. Das Wiegen sowie das Nachwiegen nach dem Umladen zahlt der Halter oder bei dessen Abwesenheit der Fahrer.
Wohnmobil überladen in Portugal
Auch in Portugal wird die Überladung des Wohnmobils mit einem Bußgeld belegt: 60 Euro bis 300 Euro. Eine Toleranzschwelle gibt es hier nicht.
Wohnmobil überladen in der Schweiz
In der Schweiz sind die Bußgelder nach Gewichtsklasse geteilt:
Wird das zulässige Gesamtgewicht um weniger als 100 kg überschritten, sind etwa 85 Euro fällig. Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von nicht mehr als 3,5 t, die mehr als 100 kg Überladung haben (maximal fünf Prozent Überladung), zahlen etwa 170 Euro. Bei Fahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 t wird bei einer Überladung um mehr als 100 kg (bis 5 Prozent, aber nicht mehr als 1.000 kg) ein Bußgeld von ca. 215 Euro fällig.
Für beide Fahrzeugklassen gilt: Bei mehr als 5 Prozent Überladung wird das Bußgeld individuell festgelegt, sogar eine Strafanzeige und ein anschließendes Fahrverbot in der Schweiz droht. Außerdem muss das Übergewicht vor der Weiterfahrt abgeladen werden.
Wohnmobil überladen in Spanien
Auch in Spanien kann es richtig teuer werden. Die Toleranz für die Überladung liegt bei 5 Prozent des zulässigen Gesamtgewichts bei Fahrzeugen bis 10 t. Bei einer Überschreitung von sechs bis zu 15 Prozent beträgt das Bußgeld 301 Euro bis 400 Euro. Wird das zulässige Gesamtgewicht um 15 % bis 25 Prozent überschritten, musst man mit Strafen zwischen 1.501 Euro und 2.000 Euro rechnen. Bei mehr als 25 Prozent liegen die Bußgelder in einem Rahmen von 3.301 Euro bis zu 4.600 Euro.
Gesamtgewicht prüfen mit Beladungs-Check fürs Wohnmobil
Mit dem Beladungs-Check für dein Wohnmobil kannst du selbst überprüfen, ob dein Wohnmobil das zulässige Gesamtgewicht noch einhält.
Wichtig: Die Überladung des Wohnmobils – auch nur einzelner Achsen – darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Speziell bei frontangetriebenen Fahrzeugen leiden Traktion und Fahrverhalten, die Lenkansprache verschlechtert sich. Im schlimmsten Fall kann selbst die Tragfähigkeit der Reifen überlastet werden. Die Folgen aufgrund von Falschbeladung können fatal sein: Kommt es zum Unfall, stehen Probleme mit der Versicherung ins Haus. Bei Verkehrskontrollen drohen, wie oben aufgeführt, unterschiedlich gestaffelte Bußgelder. Wohnmobilüberladung kann sich sogar auf dem Punktekonto im Verkehrssünderregister niederschlagen.
Generell gilt: Verstärkte Stoßdämpfer und Luftfedern verbessern das Fahrverhalten. Sie bringen allerdings auch mehr Gewicht. Wer sein Wohnmobil wiegen will, kann das gegen Gebühr bei amtlichen Wiegestellen machen. Eine Alternative sind Beton-Kieswerke – hier kann man oft sogar umsonst wiegen. Dabei können auch die jeweiligen Achslasten ermittelt werden.
Mit diesen Tipps Gewicht einsparen
Wer eine Überladung des Wohnmobils vermeiden will, sollte bei der Grundausstattung Gewicht einsparen, auf leichtes Campingzubehör achten und auf eine nachträgliche Sonderausstattung möglichst verzichten. Auch die Wassertanks erst am Ziel zu füllen, spart sehr viel Gewicht. Wer trotzdem mehr Gepäck und Ausstattung braucht, kann das Wohnmobil auch auflasten. Das ist bei vielen Wohnmobilen bis zu 3,5 Tonnen ohne Umbauten möglich. Der Nachteil dabei ist, dass alle, die ihren Führerschein nach 1998 gemacht haben, für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen die Fahrerlaubnis C1 benötigen. Außerdem werden höhere Steuern und Mautgebühren fällig.
Autorin: Claudia Ballhause, PINCAMP, Titelfoto: Volker Ammann
Wir bedanken uns bei Claudia Ballhause und PINCAMP für die kollegiale Unterstützung. Weitere Infos und die Möglichkeit, Campingplätze am Urlaubsort zu finden und zu buchen unter: www.pincamp.de